tutto macchia

27.11. – 21.12.2014

Städtische Galerie Haus Seel, Siegen

 

Andrea Freiberg  ·  Petra Oberhäuser  ·  Michael SchumannJ

Eröffnung:  Donnerstag, 27.11.2014 um 19 Uhr

Einführung:  Olaf neopan Schwanke

 

Zur Ausstellung

Der Titel der Ausstellung „tutto macchia“ entstand auf einer Reise nach Ligurien/Italien. Der Anblick von dicht mit Buschwerk bewachsenen Bergen gibt der Landschaft, besonders im Frühjahr zu Zeiten der Blüte, ein ganz eigenes Gepräge. Typische Macchiapflanzen (unter macchia vesteht man ein Buschwerk aus Lavendel, Ginster, Zistrose oder Steineiche) blühen dann in zarten bis kräftigen Farben auf und erfüllen die Luft mit einem köstlichen Aroma. Das ändert sich im Laufe der Jahreszeiten, vor allem wenn die sommerliche Dürre die Berge zum glühen bringt und verheerende Waldbrände entfacht. Die Berge sind dann in ein glühendes Rot getaucht, bevor sie nach Beendigung eines Brandes in einem düsteren Schwarz versinken und wie ein schwarzer Fleck (macchia heißt in der Übersetzung auch „Fleck*) in der Landschaft stehen.

Aufgrund ihrer Beschaffenheit hat die mediterrane macchia etwas außerzivilisatorisches. Sie ist ein Ort jenseits der Zivilisation der Dörfer und Städte, dem etwas Wildes anhaftet und der mit seinem Dickicht (macchia = Dickicht, Gestrüpp) oft auch als undurchdringbar und geheimnisvoll, ja als unheimlich erlebt wird. So ist es nicht verwunderlich, dass die macchia immer schon benutzt wurde als Versteck, für die italienischen Widerstandskämpfer (die partigiani) in Zeiten des Faschismus, wie für Banditen und Verbrecher seit den Zeiten des Mittelalters bis heute, für Menschen also, deren Leben mit einem gewissen Makel (macchia heißt in der Übersetzung auch „Makel“) verbunden ist.


Performance Creme de la Creme am 27.11.14  (Foto: Helga Dellori)

Die Ausstellung ist mit der Idee verbunden alle genannten Aspekte von „macchia“ (Buschwerk, Gestrüpp, Fleck, Makel) für die Kunst fruchtbar zu machen. Dieser Versuch eröffnet interessante Perspektiven, wie sie auch in der aktuellen zeitgenössischen Kunst zu finden sind, z.B. wenn es um Fragen von Struktur und Textur geht in den Arbeiten von… Oder wenn es um den Umgang mit dem Phänomen „Fleck“ geht, bzw. ganz allgemein mit Fehlern in der Kunst. Flecken sind nicht nur ein (meist lästiges) Phänomen im Allltag von uns Menschen, auch in der Kunst treten Flecken zu allernächst als lästige Kunstfehler, als unvorhergesehenes Ereignis in Erscheinung. Künstler haben im Umgang mit dem Phänomen unterschiedliche Möglichkeiten. Sie können versuchen den Flecken zu beseitigen, sie können aber auch mit dem Flecken spielen, d.h. ihn selbst zum Bild machen oder ihn in ein Bild einbauen (wie z.B. …)

Die Arbeiten von Petra Oberhäuser widmen sich diesem Alltagsphänomen „Fleck“. Sie sagt über ihre Arbeit: „Anregung fand ich im alltäglichen Leben. Durch Verwitterung, Oxydation oder Abnutzung entstehen Flecken, von denen ein ganz eigener Reiz ausgeht, z.B. lässt der Schimmel nach eigenen Gesetzen farblich schillernde Landschaften entstehen, deren morbide Schönheit ich festgehalten habe“. Ähnliches passiert bei Strassenmarkierungen, die Vorbild waren für ihre Papierarbeiten mit Grafit und Acryl. Oberhäuser: „Auch entstehen durch den urtypischen Wunsch des Menschen, sich bei Kritzeleien auf Häusern und Mauern zu verewigen oft reizvolle Motive“.
Die natürliche Verwitterung durch Oxydation und salzige Ausblühungen auf Blei kann Flecken zaubern, die von der Künstlerin zu 6 kleinen Kuben geformt und mit Tusche bearbeitet wurden. Auf andere o.g. Aspekte von macchia (im Sinne von Dickicht) nehmen die Drahtarbeiten Bezug, „Drahtwesen, die an Quallen, Urtiere und die filigranen Ursprünge des Lebens erinnern.“ „Blessuren“ schließlich heißt eine grafitgeschwärzte Ziegenhaut, die die Verletzungen und Makel, die sich das Tier im Laufe seines Lebens zugezogen hat, deutlich werden lässt.

Michael Schumann, auf den der Titel der Ausstellung zurück geht, und der sich mit seinen Arbeiten als neues Mitglied der ASK vorstellt, schafft mit seiner großformatigen Arbeit unter dem Titel „tutto macchia“ (300×420) die Imagination eines brennenden Buschwerks. Die Farben schillern zwischen rot, gelb und orange. Die Abdrücke der Füße in erdfarbenen Tönen kann man als ein mit den Füßen gesetztes Signe verstehen, sie grenzen aber – und das ist gewollt so – an Akte der Bildzerstörung. Eine andere Arbeit mit dem Titel „macchia“ nimmt Bezug auf strukturelle Aspekte bzw. Aspekte der Textur, die engstens mit dem macchia Phänomen verbunden sind. Durch ein Gitterfenster fällt der Blick auf 12 kleine abstrakt gearbeitete Szenen, die trotz abstrakter Arbeitsweise auch gegenständliche Lesarten zulassen. Eine weitere Arbeit ist in grafitgrauen bzw. dunkelblauen Tönen angelegt. Auch hier geht der Blick aus dem Fenster in eine Landschaft, deren Düsterheit an abgebrannte Berge erinnert (deswegen auch der Titel „Blick aus dem Fenster auf abgebrannte Berge“). Mit dem Phänomen des Fleckens befasst sich eine andere Arbeit von Michael Schumann mit dem Titel „Die hintere Seite der Leinwand“, eine Arbeit, bei der es um die Überraschung geht, wenn man die hintere Seite eines Bildes nach vorne wendet und zur Grundlage für ein neues Bild macht. Mit dem Aspekt des Makels befassen sich schließlich Selbst-Portaits des Künstlers, die –quasi in pointilistischer Manier aus einzelnen Flecken oder Punkten zusammengesetzt sind.

In ihren „Blitzlichtbildern“ hat Andrea Freiberg polizeiliche Beweisfotos gesammelt, die ihr seit 2003 zugestellt wurden. Diese Fotos werden von ihr mit zeitgleich dokumentierten Ereignissen im Internet konfrontiert, eine Gegenüberstellung, bei der sich Bilder und Texte gleichzeitig ergänzen und gegenseitig auslöschen können. In ihren 7teiligen, in Schöppingen entstandenen Fotobüchern dokumentiert Andrea Freiberg die Baustellensituation eines Hauses, bei der durch die collageartige Zerschneidung und Montage der einzelnen Bilder Fehlstellen bzw. schwarze Löcher in den Szenen entstehen, die eigene Projektionen und angedichtete Geschichten evozieren. Zu ihrem „Schwarzen Quadrat“, in dem sie über einen längeren Zeitraum die Zerstörung einer Fabrik dokumentiert, äußert sich Andrea Freiberg: „Fotografien von architektonischen Situationen, Strukturen, Personen und Handlungen im Zeitraum von 10 Jahren sind auf zeichnerische Konturen zurücktradiert, zusammengenäht und verzeitlicht. Ein alter Fleck auf der Landkarte erdichtet sich neu.“ Und zu ihrer 2005 in Gdansk entstandenen Arbeit mit dem Titel „Dluga (lange Straße“ sagt sie: „Das was bleibt, ist, dass es sich verändert. Der ziegelrote Ton, typisch für die Architekturen der polnischen Ostseestädte, erlebt in der unüblichen physischen Vergewaltigung des Materials einen ästhetischen Prozess zwischen Fehlverhalten und natürlicher Triebhaftigkeit. Mich faszinierte der Eigensinn des Materials im Dialog mit meiner Bearbeitung und Vereinnahmung. Die Polarität zwischen Leben und Tod, und das was darüber hinaus geht, wurde mir im physischen Prozess zwischen Bewegung, Veränderung und Starre erfahrbar.“

 

Ausstellung „tutto macchia“ der ASK e.V.

Vernissage-Rede von Olaf neopan Schwanke© vom 26.11.2014 in der Galerie Haus Seel

Sehr geehrte Kulturschaffende, liebe Freundinnen und Freunde der schönen und freien Künste,

freut mich sehr, wieder mit Ihnen hier in den Räumen der Galerie der Stadt eine Bilder- und Objektschau meiner ASK zu eröffnen mitzuhelfen – eine Schau, die unsere diesjährige Neuaufnahme im Dialog, im Kontext mit zwei anderen ASK-Mitgliedern feiert. Und seit ein paar Jahren gilt eine weitere Tradition: Siegens älteste Künstlerinnen- und Künstlervereinigung bringt seit nunmehr sechs Jahren eine limitierte Grafikedition heraus, immer neu und aktuell. Sie sieht ein wenig unscheinbar aus, die Edition als Kalender oder in schlichter Mappe, aber, die an schöner und guter Kunst Interessierten wissen es schon: Außen spröde – innen ein Kristall. Qualitativ hochwertig und dennoch preiswert. Wenn nicht, so wissen Sie es jetzt. Das zum aktuellen Werbeblock, drüben liegen die schönen Dinge, neben den neuen Katalogen und so weiter… Na, das dazu.

Was darf ich nun in meinen dieses mal sogar 13-minütigen Wortbeitrag zur Kunstschau packen? Sie wissen ja, verehrte Kunstinteressierte, dass ich hier meine mir von den Kolleginnen und Kollegen dankenswerterweise zur Verfügung gestellte Zeit des Vielleicht-gehört-werdens ausnutze, um mir bei der Betrachtung von hier Ausgestelltem Aufgefallenes anzusprechen – als einen von vielen möglichen Blicke auf die ausgestellte Kunst. Fragen Sie ruhig, so Sie hoffentlich neugierig genug sind, die anwesenden Künstlerinnen und den Künstler, was Sie wollen, die sind ja heute genau wie Sie auch hierher gekommen, weil sie die Kommunikation suchen, den Dialog zwischen Kunstproduzierenden und Kunstrezipierenden forcieren. Und bloß die Kunst können Sie sich ja noch wochenlang immer mal wieder anschauen, (kostenlos, ein Service der Stadt) denn – auch das wissen Sie längst, haben Sie selbst mittels langer Praxis erfahren – nach der Vernissage bieten sich die besten Möglichkeiten, auf Tuchfühlung mit der Kunst zu gehen, möglichst allein oder mit einer lieben Begleitung die Auseinandersetzung und ruhige Betrachtung üben. Dann nämlich entfaltet sich die ganze, eben auch die schillernde, Autonomie der Kunstwerke.

Ich möchte heute einmal neben dem Begriff des Ruinösen (darüber gleich mehr, denn im gestrigen Künstlergespräch wurde viel über die Faszination der Ruine gesprochen, das hat mich auch inspiriert) über den Begriff der Abstraktion nachdenken, sinnieren, denn die drei Ausgestellten stellen sogenannte Abstrakte Kunst her und zur Diskussion, und da fängt es schon an: Ist das Kunst? Das kann mein vierjähriger Sohn auch, Kunst kommt von Können, käme sie von Wollen hieße sie Wunst, und so fort – Sie alle kennen die Vorverurteilungen, die Plattitüden, die Befremdung über das Gesehene Wort werden lassen. Die Siegerländer Kurzform dazu lautete vielleicht: „Wat für Gekleckse – Bruchen mer net!“

Abstraktion, ich habe im Duden nachgesehen, bedeutet ursprünglich „das Allgemeine aus dem zufällig Einzelnen begrifflich heraussondern, verallgemeinern.“ Ein Fremdwort des 16. Jahrhunderts aus dem lateinischen Kompositum abs-trahere – ab-ziehen, weg-schleppen etc. Und also eigentlich die ganze Kunst, namentlich die sogenannt gegenständliche. Denn was ist es sonst, wenn wir einen gemalten Gegenstand auf Leinwand sehen, eine Figur in Bronze auf einem Sockel? Eine Abstraktion der Natur, eine zumal als Bild, also als Imago ein in eine andere Dimensionalität überführte Begrifflichkeit. Ich erinnere an Magritte: Dies ist keine Pfeife, schreibt der Künstler unter eine Abbildung einer Tabakspfeife. Natürlich hat er recht. Das ist keine Pfeife, man kann mit dem Bild keinen Tabak in Rauch verwandeln. Eigentlich, präziser also, müssten alle gegenständlichen Kunstwerke, die verkleinerte Portraitbüste aus Marmor, tot und weiß, vom Rumpf, vom Menschen abgetrennt, weg-geschleppt, oder die Landschaft, die keine ist, weil man nicht in sie hineingehen kann, weil sie bloß 50 mal 80 Zentimeter misst, weil sie sich nicht mit der Tages- oder Jahreszeit verändert, abstrakt genannt werden – und analog dazu die sogenannt Abstakte Kunst besser Konkrete nennen, denn sie bildet nicht die Natur verallgemeinert ab, sondern befreite sich vom Vorbild so weit, dass sie nicht nach der Natur, sondern parallel dazu schafft. Das muss ich erklären: Natur und Kultur werden als Gegensatzpaare begriffen, eine Dichotomie. Der Mensch kultiviert die Natur, also verändert er sie, macht sie sich, religiös gesprochen, also als Metapher, Untertan, nennt die Dinge beim Namen, schafft also die Begriffe von Natur. Allerdings ist der Mensch auch Teil der Natur, Natur also macht Kultur – eine paradoxe Konstruktion. Das ist die Kunst auch, hochgradig paradoxales Tun.

Die hier Ausstellenden überdies nutzen oft das Format des Quadrates, eine mathematische Konstruktion, die so in der Natur nicht zu finden ist. Ein absolutes Rechteck mit genau gleichlangen Seiten. Ist schon der Rechte Winkel, die exakten 90 Grad, in der Natur absolut selten, ist das viermalige Vorkommen desselben in exakt gleichem Abstand voneinander und sich dabei auch noch zugewandt zufällig nahezu unmöglich. Ein vollkommen abstraktes Faktum. – in Parentese: Meinen Schülerinnen und Schülern, auch in der Erwachsenenbildung, verbiete ich regelmäßig den Gebrauch dieses Formates, zu Komplex ist der Versuch, gerade für Anfänger, dieses Format adäquat kompositorisch zu bewältigen. Der Suprematismus zum Beispiel hat sich in Gänze und ausdauernd damit beschäftigt, Künstler wie Kasimir Malewitsch haben sich ihr ganzes Schaffensleben lang allein damit auseinandergesetzt, dann ist es fast anmaßend, sich im Discounter ein Dreierpack kleine Quadratleinwände zu besorgen und mal eben schnell loszulegen mit der Überzeugung, gleich alles richtig zu machen. Überzeugen Sie sich, verehrtes Kunstpublikum, anhand der ausgestellten Vorschläge, wieweit die drei ASKlerInnen es ästhetisch gebracht haben.

Aber nun zum inhaltlichen der schön und beziehungsreich gehängten Schau, die ja „Tutto macchia“ titelt: Sie zeigt in Abstraktion, besser aber ja: in Konkretisierung, die Faszination der Kunstschaffenden am Ruinösen. Mein zweiter Punkt. Wirklich alles bloß Gestrüpp, Unterholz, wirrgewachsene Natur? Oder Fleck, Makel, wie „Macchia“ auch übersetzt werden kann? Alle Aspekte auch nur anzusprechen, fehlt mir hier jede Zeit und ihnen und mir die Konzentration, daher bloß ein paar Gedanken, ich werde ja, wie üblich und hoffentlich schon von einigen unter Ihnen freudig erwartet, am Schluss meiner kleinen Rede noch ein Gedicht aufsagen, dass Sie beim Betrachten der Kunst ein wenig mit- oder anders inspirieren möchte: Das von Menschen, von Künstlern, Schriftstellern, Architekten Geschaffene ist Kommunikation, ist der Versuch, Spuren zu hinterlassen. Spuren in der Natur, die damit Kultur wird, Spuren für andere Menschen, die eben von anderen, nachfolgenden, mitgehenden, gelesen, gesehen, begangen kurz: begriffen werden können. Natürlich – Achtung: Polemik! – interessiert es mich überhaupt nicht, was sich der Künstler dabei gedacht hat. Auch so eine banale Floskel, eine, ich verweise auf mein Achtungsschild! – eine blöde Frage, eine unsinnige, die man aus den Aufsätzen, aus den Gedichtrezensionen, den Kritiken streichen sollte! Das interessiert mich nicht die Bohne. Soll der schaffende Mensch sich doch dabei denken, was er will. Der lebt anders als ich, oder ist längst tot, kann mir nichts erklären, soll er auch nicht, dafür ist ja das Kunstwerk da. Das mir zwar auch nichts erklären soll, Kunst ist kein Werkzeug, kein Hilfsmittel, kein Medikament, das nützt. Es ist Kunst – und allein das ist von Interesse: Was es mit mir macht, ob es metaphorisch gesagt, mit mir spricht, ob ich es zu lesen vermag, noch spitzer formuliert: ob seine Sprache die meine ist oder werden kann.

Künstler sind exemplarische Menschen – und haben das Begehren, Spuren zu hinterlassen. Was für Spuren, was sind überhaupt diese Spuren? Diese Rillen im Blei, diese Farben auf Papier, diese gebogenen Drähte? Diese Oxidationen des gezeigten Materials? Oxidation ist ruinös, ist ein chemischer Prozess, bei dem Sauerstoff in den Elementen verbrennt, und sie dadurch umwandelt. Also wie der Mensch selbst. Der atmet und damit stirbt, denn zwar brauchen wir ab Beginn unserer Existenz Sauerstoff, aber er ist sauer, er ist giftig und tötet uns langsam – wir altern, werden ruinös, sterben. Wie alle Dinge. Wie das oxidierte Blei, die verbleichende Farbe, das zerbröselnde Fotopapier, die zu Ruine gewordene Architektur. Das Faszinosum daran, neben dem: Ich auch, neben dem, ach! wie ich! ist letztendlich: Alterung, Zerfall! Veränderung, die sichtbar wird, macht etwas sehr abstraktes sichtbar, macht etwas leider aber auch konkretes spürbar, sinnlich nachvollziehbar: Die Zeit. „Was heute jemand baut, reißt morgen jemand ein,…“ Kunst, zumal diejenige, die sich verändert, also eigentlich alle, zeigt uns die Zeit, zeigt uns, dass Veränderung wirklich ist, im Wortsinne wirkmächtig ist, Wirkung hat auf uns und unser Tun und Denken. Schimmel im Bild, als Bild: Die Zersetzung als ästhetisches Phänomen! Als Wandel ohne Verlust! Die ausstellenden Künstlerinnen und Künstler halten fast dokumentarisch fest: Das Material, dass sich verändert, verändert wird, neu gesehen wird und durchdacht, und sie leben uns damit das vor, was Kultur genannt wird.

Soviel Pathos muss für heute reichen, jetzt schnell noch einen sicher fast zwanzig Jahre alten Text von mir, Sie werden es merken, hören – ich hoffe aber, er passt noch, zum Thema Faszination an Ruinen, zum Schimmel vielleicht auch, er titelt:

Kindheitstrümmer

Ich habe als Kind in Ruinen gespielt.
Uns Jungs haben furchtbar verlassene Hallen
und Schuppen und sowas ganz glänzend gefallen.
Na, Forscherdrang zieht!

Er zog uns zu allem Verfallenen hin:
in Grubengebäude, auf Bahngleise.
Und denen, die’s wollten, stand der Sinn
nach einer „Zum Mittelpunkt der Welt“-Reise!

Verbotene Schotterwerke war‘n toll:
gefüllt mit Geschichten die Räume.
Stets neue Ideen und Träume!
Davon hatten wir unsre Kindsköpfe voll.

Ich bin ein noch relativ junger Poet,
so Mitte zwanzig:
Doch was meine Träume und Wünsche angeht:
Die wurden ranzig.

Also viel Vergnügen und Wirkungen mit der Kunst wünsche ich Ihnen – und damit bedanke ich mich für Ihre Aufmerksamkeit,

Olaf neopan Schwanke

 

 

Pressestimmen

Siegener Zeitung 27.11.2014

Westfalenpost 27.11.2014