Die Geschichte der Gruppe reicht bis in die 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück. “Artists are not clubbable” sagte einmal Karl-Josef Hoffmann, einer der künstlerischen Vorsitzenden der Gruppe. So ist es nicht verwunderlich, dass sich erst spät eine Mitgliederübersicht findet und die Gruppe sich erst spät zu einem eingetragenen Verein zusammenfindet.
Die ASK ist nicht programmatisch orientiert. Ihre Mitglieder waren immer Menschen mit unterschiedlichen künstlerischen Temperamenten, Arbeitsweisen und Zielsetzungen, die sich zum Dialog und zur Durchführung gemeinsamer Ausstellungen in der Region und darüber hinaus zusammengeschlossen haben. Sie wollen sich gegenseitig unterstützen und Kontakte schaffen, die der Weiterentwicklung der Gruppe und des Einzelnen nützen. Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit ist in gewisser Weise in den 90er Jahren auch ein Spiegel der Tätigkeiten und der Kontinuität der Gruppe.
zu unseren aktiven und ehemaligen Mitgliedern
“Artists are not clubbable” – oder vielleicht doch!?
Die Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstler e.V. ist zwar kein großer „Club“, aber eben doch einer. Hatte also Karl-Josef Hoffmann, ein ehemaliger künstlerischer Vorsitzenden der Gruppe, der diesen Ausspruch prägte, Unrecht? Ja und nein. Unrecht hatte er in soweit, als das die Arbeitsgemeinschaft – kurz ASK genannt – seit 1922 erfolgreich ist, als eine der ältesten Künstlervereinigungen in Deutschland. Recht hatte er, denn Künstler sind nun einmal geprägt von kreativem Individualismus, der Freiraum braucht.
Stellt sich also die Frage „Was verbindet so viele Kunstschaffende?“ Die Kunst! Na klar! Erst einmal ist der Verein eine Klammer, Koordinator und Organisator, bindendes Element für Kunstrichtungen und Kunstverständnisse mit vielen gegenpoligen Ansätzen. Aber auch Mittler, zwischen Alten Hasen und Jungen Wilden, Progressiven und Konservativen, Malern und Bildhauern…
Zweimal jährlich zeigen Gruppenausstellungen in der Galerie Haus Seel, der Städtischen Ausstellungsfläche in der Siegener Oberstadt, die Gemeinsamkeiten auf. Lassen bildlich, grafisch, visuell, abstrakt, figürlich erleben, was „clubbable artists“ zusammen erschaffen, komponieren können. Programmatisch orientiert ist die Arbeitsgemeinschaft nicht, aber sie bindet ganz viele unterschiedliche Temperamente, Auffassungen, Arbeitsweisen und Zielsetzungen unter ihrem erfolgreichen, angesehenen „Club-Mantel“. Kommunikativ heißt das für die Mitglieder, dass sie in vier gemeinsamen Sitzungen im Jahr über die kommenden Ausstellungen und Aktivitäten der Gruppe mitbestimmen können.
Im Dialog befindet sich die Arbeitsgemeinschaft aber auch mit Kunst-Interessierten aus der Region, mit der heimischen Kunstszene und untereinander. Kontaktpflege findet dabei ganz unmittelbar, ganz persönlich und mit Weiterentwicklungscharakter statt. Einer für alle – alle für einen? Ja, ein bisschen was vom Esprit der Musketieren schwingt mit, im freundschaftlich, kreativen Umgang miteinander. Weiterentwicklung des Einzelnen und der ganzen Gruppe – das ist fest verankert in der Zielsetzung der Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstler e.V. Profitieren können unerfahrene Künstler dabei von den Versierten – im Umgang mit der eigentlichen Kunst, bei der Durchführung von Ausstellungen im In- und Ausland, bei Kontakten zu ähnlichen Künstlergruppen und bei der Kunst-Darstellung nach außen.
Eine Besonderheit: Jedes Jahr im Sommer beraten die Mitglieder der ASK über die Neuaufnahme von Mitgliedern – Voraussetzung: Interesse an der aktiven Mitarbeit in der Gruppe, ein Nachweis künstlerischer Arbeit, sowie eine ambitionierte Ausstellungstätigkeit. Bewerben können sich Künstler mit Wirkungskreis in der Region Siegen, einem Bezug zum Siegerland oder einer Bedeutung für die Region.
Zur Gründungsgeschichte der ASK
Die Geschichte der Gruppe wird im Katalog zur Ausstellung 75 Jahre ASK von 1998 in zwei Abschnitten aufgearbeitet. Dr. Schawacht, damals Leiter des Museums des Siegerlandes recherchierte die Zeit vor 1945 in all ihrer schwierigen und auch interessanten Quellenlage. Barbara Steffen und Ute Volkmann tragen die Entwicklung nach 1945 bis in die Gegenwart zusammen und reflektieren die deutlichen Veränderungen, die sich in der Entwicklung der Gruppe zeigen:
1917 im Juni veranstaltet der “Künstlerbund Bavaria” … In der neu erbauten Turnhalle … eine (nicht die erste) Kunstausstellung: … Den Geschmack wollen wir bilden, die Liebe zur Kunst heben und fördern und auch ein größeres Verständnis für die verschiedenen Anschauungen in der Malerei heranziehen. Die Kunst soll Gemeingut des Volkes werden und das Originalkunstwerk seinen Einzug in das vornehme Heim halten, um so die Imitationen und die Pseudokunst daraus zu verdrängen. Dank der Vollkommenheit der verschiedensten Verfahren und der Errungenschaften in der modernen Technik besitzen wir zwar vollendete Produktionen in Schwarz und Weiß und in Farben. Zur Ausschmückung eines gediegenen Heimes kommt dieser Wandschmuck dennoch nicht in Frage. Der Endzweck der Reproduktionen kann doch nur sein, den Namen des Künstlers in weitesten Kreisen bekannt zu machen. Der Endzweck des Staffeleibildes ist aber, der, als künstlerischer Wandschmuck zu dienen. Neben diesem Endzweck können die bildenden Künste zugleich eine Kapitalanlage bedeuten. …
1921 im Oktober, beginnt das Siegerlandmuseum (damals: Museum des Siegerlandes) auf Anregung des Siegerländer Heimatvereins mit Monatsausstellungen Siegerländer Künstler. Daraufhin regt Daniel Nöh im Januar 1922 die Gründung eines selbständigen Siegerländer Kunstvereins an.
- Zweck: Zusammenschluß aller produktiven und reproduktiven Künstler und aller Kunstfreunde im Siegerland zwecks Pflege heimatlicher Kunst (Dichtung, bildende Künste, Musik und Kunstgewerbe), Unterstützung und Forderung aller künstlerischen Begabungen der Heimat, Verbreitung allgemeinen Kunstverständnisses in der Bevölkerung und Wahrung ästhetischer Interessen innerhalb der einzelnen Gemeinden.
- Organisation: kein Gesellschaftsklüngel einer Kaste, sondern eine großzügige Organisation auf volkstümlicher Grundlage für alle ohne Unterschied. Eine zentrale Geschäftsführung in Siegen oder Weidenau für den ganzen Kreis, keine Ortsgruppen; ein Kreiskunstwart, ein Stadtkunstwart und beliebig viele Ortskunstwarte für die Gemeinden.
1922 Ende September, fand die Gründungs-Versammlung des Siegerländer Kunstvereins im oberen Saal der Erholung zwecks Gründung eines Kunstvereines für das Siegerland statt. Fabrikant D. Nöh aus Weidenau wurde einstimmig zum ersten Vorsitzenden und Gewerke Heinrich Klein ais zweiter Vorsitzender gewählt. Schatzmeister ist Klavierbauer Horn.
1925 an Weihnachten ist der Siegerländer Kunstverein aus finanziellen Gründen am Ende. “Ihm fehlte die rechte kunstverständige Leitung. Mit dem modernen Kram darf man den Siegerländern nicht kommen (Gott sei dank!), die meinen immer noch, daß die Berge blau und der Wald grün ist und mögen nichts von Marienbildern aus Schwabing und von Josephs mit umgekrempelten Hosen wissen. Wenn ich recht verstanden habe, wollte der Kunstverein die “Siegerländer Malerei” unter anderem fördern? Wie kann man etwas fördern, das gar nicht vorhanden ist? Wir haben keine Siegerländer Maler, wenn man darunter logischerweise Maler meint, die im Siegerland leben, und auch die Bilder, die von solchen angeblichen Malersleuten ausgestellt waren, haben niemandem die Ueberzeugung beibringen können, daß in unseren Tälern Künstler wohnen!”
1927 im Dezember wird im Siegerlandmuseum die Weihnachtsausstellung der Siegerländer Künstler bzw. der Siegerländer Künstlerschaft eröffnet. (”Man kann von einer kleinen Landschaft, wie sie das Siegerland darstellt, billigerweise nicht verlangen, daß, sie in großem Maßstabe Kunstpflege übt, ebenso wie es zu erwarten ist, daß in so engem Raume künstlerisches Leben eigener Art sprießt.”) Eine Organisationsform scheint es nicht gegeben zu haben.
1930 im November wird auf eine Ausstellung der Vereinigung der Siegerländer Künstler hingewiesen, deren Zahl sich in letzter Zeit erfreulicherweise vermehrt hat, … haben im Lokale der Gesellschaft Erholung eine Ausstellung veranstaltet, die über die mannigfache Betätigung der heimischen Künstlerschaft eine vollständige Übersicht bietet und von ihrem redlichen Streben, auf ihre Weise der Kunst zu dienen, ein ehrliches Zeugnis ablegt. Die Organisationsform ist mir bisher nicht bekannt.
1931 am 1. Dezember heißt es: Neuerdings haben sich nun eine Anzahl heimischer Künstler zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen, die eifrig vorwärts strebend Kunst hier eine Heimstätte bereiten wollen und in dieser Gemeinschaft zum ersten Mal mit einer kleinen Ausstellung vor die Öffentlichkeit treten.
1933 im Dezember: Eröffnung der Ausstellung Siegerländer Künstler. Bodenständige Kunst hat sich im Siegerland recht spät und dann auch noch sehr zögernd entwickelt. Erst in den beiden letzten Jahrzehnten hat sich ein kleiner Kreis ausübender Künstler zusammengefunden, die auch gelegentlich kleinere Ausstellungen veranstalteten, welche nur den Fehler hatten, daß sie ohne sorgsame Auswahl zusammengestellt waren und daher kein einheitliches Bild zeigten. Der NSDAP. war es vorbehalten, auch in dieser Beziehung Wandel zu schaffen. Die zu der gestern im Kaisergarten eröffneten Ausstellung eingelieferten Werke heimischer Künstler sind zunächst einer kritischen Prüfung von einem neutralen Kunstsachverständigen, dem Leiter des Bochumer Kunstvereins und dem Betreuer der Barmer Ruhmeshalle, Dr. Reiche aus Elberfeld, unterstellt gewesen. Dadurch ist die Ausstellung auf eine künstlerisch hoch stehende Linie gebracht worden, die dem Besucher sofort in die Augen fällt. …
1935 im November veranstaltete die NS-Kulturgemeinde zum zweiten Mai eine Weihnachtsausstellung Siegerländer Künstler, diesmal in Verbindung mit einer Schau von Zeichnungen und Plänen Siegener Architekten. … Öffentliche Ausstellungen dürfen nach den jetzigen Organisationsbestimmungen nur noch von denen beschickt werden, die Mitglied dieser nationalsozialistischen Künstlerorganisation sind; diese Künstler mußten sich vor maßgebenden Stellen einer Begutachtung unterziehen, die nach künstlerischen Gesichtspunkten durchgeführt wurde. …
1938 fand in der Kunststube Dresler, Burgstraße, die 5. Gemäldeausstellung Siegerländer Künstler statt.
1938 im Dezember: Eine große und immer wieder schmerzlich empfundene Lücke im kulturellen Bild unserer kunstfreudigen und geistig so überaus regen Gemeinschaft ist durch das Vermächtnis einer hochherzigen Frau geschlossen worden. Siegen besitzt heute als Erbe der Frau des Generalstaatsanwaltes Seel, Frau Anna Seel, die hier im Frühjahr dieses Jahres ein mit eigenem künstlerischen Schaffen und froher Anteilnahme am Wirken der Kunst reich ausgefülltes Leben beschloß, ein Haus, das künftig die Heimstätte für die bildende Kunst und der Sammelpunkt des kulturellen Lebens unserer Heimat sein soll. … Aber noch bedeutsamer ist das Geschenk, das der Siegerländer Künstlerschaft mit der Überlassung eines Teiles der Räume im unteren Stockwerk für ihre Ausstellungen gemacht wurde.
1939 im Juni: Die Vereinigung der Siegerländer Künstler hatte im Sinne der besonderen Verpflichtung des künstlerischen Menschen zur Anteilnahme an den sein Volk angehenden Fragen ihre gestrige Monatszusammenkunft im Cafe Lixfeld einem dritten Vortrag des Oberstudiendirektors Dr. Rohdich über das Werden des Reichsgedankens in der deutschen Geschichte gewidmet.
1939 fand die Weihnachtsausstellung der Siegerländer Künstler im Sitzungssaal des Rathauses statt (Museum und Haus Seel stehen nicht zur Verfügung)
1940 im November ist wieder von einer Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstler die Rede.
1941 im Juni eröffnete Kreisleiter Burk die Ausstellung der Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstler. U. a. ist zu lesen: Die Gründung eines Kunstvereins sei in die Nähe gerückt. Die Aufgabe dieses Kunstvereins wäre es nicht, in erster Linie die Arbeit der heimischen Künstler zu fördern. Durch die Ausstellung von Arbeiten auswärtiger Künstler im Siegerland solle das Interesse und Verständnis für die Kunst der Gegenwart gefördert und geschult werden. Der Erfolg dieser Förderung und Schulung werde auch das Schaffen der heimischen Künstler befruchten, deren Werke auswärts schon anerkannt werden. … Wenn nun schon Rubens in Siegen das Licht der Welt erblickte, so genügt es doch nicht, daß man zu besonderen Rubens-Gedenktagen hervortritt und das Gedenken reklamehaft auswertet. Man soll auch bestrebt sein, die Verpflichtung zu erkennen, die man ais Geburtsstadt eines der ganz großen unserer Maler hat. Diese Verpflichtung aber liegt darin, den lebenden Künstlern Aufstiegsmöglichkeiten zu geben und sie in jeder Hinsicht zu fördern. … Mit dem heutigen Tage wird ein Kunstverein ins Leben gerufen. …
1941 im Dezember: Der Ruf zur Sammlung in einem Siegerländer Kunstverein ist in diesem Jahre ergangen, ohne daß ihm freilich schon Antwort geworden ist. 1942 Oktober: Gleichzeitig wird auch der schon längere Zeit erhoffte und in Vorbereitung befindliche Kunstverein Siegen gegründet werden. … Es gibt wohl kaum eine Stadt von der Größe Siegens, die eine größere Aufgeschlossenheit für die Werte der Kunst besitzt und einen so fruchtbaren Boden für den Baum der Kultur abgibt, wie die Stadt Siegen.
1943 im Juni: Schon durch die am 10. Oktober vorigen Jahres durch Kreisleiter Neuser erfolgte Gründung eines Siegener Kunstvereins kam der Wunsch der Partei nach einer besseren organisatorischen Zusammenfassung der Siegerländer Kunstschaffenden, wie auch der Wille der maßgebenden Stellen von Partei und Behörden zum Ausdruck, das Bemühen nach einer weiteren Belebung und Vertiefung des geistigen und kulturellen Schaffens der Heimat, dem die mit unserer Volksseele eng verbundenen heimischen Künstler und Künstlerinnen ihre Arbeit widmen, nach Kräften zu fördern und es auf die großen Ziele der nationalsozialistischen volks- und artverbundenen Kulturpolitik auszurichten. … Namens der Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstler sprach Martin Schulz einführende Grußworte …
1944 im Juli: Erste Ausstellungseröffnung im Einrichtungshaus Kleine