planB
14.05. – 07.06.2009
Elisabeth Jeck · Ingo Schultze-Schnabl · Silke Krah · Marc Baruth · Benno Derda · Aki E. Benemann · Margret Judt · Petra Oberhäuser · Helga Seekamp · Helmut Riekel · Albert Krüger · Ina Marie Schmidt · Günter Hähner · Jochen Dietrich · Andrea Freiberg · Bruno Obermann · Olaf n. Schwanke · Kai-Uwe Körner
Städtische Galerie Haus Seel, Siegen
PDF-Download: 2009-05_ASK_plan_b
Zur Ausstellung:
Margret Judt malt Stoffe, Schultze-Schnabl zerschneidet Bildflächen, Dietrich knipst mit Dosen, Obermann malt Öl und Derda druckt. So ließe sich die Liste der knapp 30 Mitglieder durchgehen, und zu jedem fiele dem kunstinteressierten Siegener Publikum recht schnell ein, für welche Ideen, Konzepte und Verfahren jeder einzelne der Künstler steht, der sich im Laufe der Jahre der ASK angeschlossen hat.
Wo ist denn eigentlich die gute alte ASK, so fragt dieses Publikum neuerdings. So fragt es spätestens, seit die Arbeitsgemeinschaft vor einigen Jahren beschlossen hat, ihre Ausstellungstermine vor eigenem Publikum, das heißt in der Städtischen Galerie Haus Seel, nicht mehr, wie früher, als Gelegenheit zu einer Übersichtsschau über die aktuelle Produktion aller Mitglieder zu nutzen, sondern unter konzeptionellen Gesichtspunkten jeweils nur Teilgruppen für aktuelle thematisch orientierte Präsentationen auszuwählen. Erinnert sei an das Projekt artbridge, an „Ü60“ oder die Vorstellung der Neuaufnahmen eines Jahres zum Termin im Winter.
Konzepte, aha, gut und schön, aber wo ist die gute alte ASK, so insistiert das Publikum. Plan b ist der Versuch, auf diese Nachfrage zu antworten. Gebt dem Publikum, was es will: alt vertrautes wieder erkennen, wieder neu schön und interessant finden, was man schon immer schön und interessant fand! Die ASK im großen Überblick, zwei, drei Bilder pro Künstler, Petersburger Hängung.
Plan b ist jedoch zugleich der Versuch, diese Forderung zu unterlaufen, denn – bei aller Liebe – es wäre doch fatal, gäbe es sie immer noch, die gute alte ASK, und genau so wie immer. Plan b soll zeigen, dass es hinter (oder neben?) der vertrauten Identifikation von Künstler und bekanntem Werk Unbekanntes zu entdecken gibt: Experimente in fremden Gattungen, Versuche in ganz anderen Medien, spielerisches Erproben unvertrauter Materialien, kurz: Nebenwege. Selten bekommen andere davon etwas zu Gesicht. Sei es, dass die Autoren selbst ihre Produkte eher als Dokumente einer Suche erleben und nicht als „Werke“, sei es, dass sie aus strategischen Überlegungen heraus lieber keine Sachen zeigen, die das mühsam in der Öffentlichkeit aufgebaute Profil, jene heikle Mischung aus Wiedererkennbarkeit und Originalität, gefährden könnten. Und so bleibt das Projekt in der Schublade, um es – sobald man mal Zeit hat – unbedingt weiter zu treiben, zu Ende zu denken, mit Kennern zu diskutieren, auf dem Markt durchzusetzen. Und dabei bleibt es in der Regel.
Hier also gibt es, im Hintergrund gewissermaßen und in der Tiefendimension hinter dem vordergründig sichtbaren Vertrauten – auch so funktioniert der Ausstellungstitel – zweite (und dritte, vierte, …) Ebenen zu entdecken. Und da man dazu das Bekannte als Folie durchaus braucht, ist Plan b eben auch eine Ausstellung, die gerade für unser Publikum hier vor Ort konzipiert wurde und in der gedachten Weise nur hier vor Ort funktionieren kann. Als Verbeugung sozusagen.
Plan b zeigt, um es kurz zu machen, unbekannte Seiten bekannter Siegerländer Künstler.
Pressestimmen
Siegener Zeitung 14.05.2009
„Plan B“ geht auch auf
Siegen Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstler zeigt ungewöhnliche Arbeiten der Mitglieder
Die Frühjahrsausstellung wird heute im Haus Seel mit 18 Teilnehmern eröffnet.
gmz ♦ Wo ist das charakteristische Blau von Ingo Schultze-Schnabl? Wo sind die Faltungen von Margret Judt? Wo ist die farblich belebte, geometrische Strenge von Elisabeth Jeck, wo sind die kühnen Linien von Aki E. Benemann, wo …? Wo die kühlen Landschaftskompositionen von Marc Baruth, wo die Augenmenschen und Faune von Olaf n. Schwanke, …? Die traditionelle Frühjahrsausstellung der Arbeitsgemeinschaft Siegerländer Künstler (ASK) im Siegener Haus Seel greift ab heute, 19 Uhr, eine alte Frage künstlerischer Arbeit auf, nämlich die nach der persönlichen Handschrift des Künstlers und nach seiner individuellen Entwicklung.
„Plan B“ heißt die Schau, an der sich Elisabeth Jeck, Ingo Schultze-Schnabl, Silke Krah, Marc Baruth, Benno Derda, Aki E. Benemann, Margret Judt, Petra Oberhäuser, Helga Seekamp, Helmut Riekel, Albert Krüger, Ina Marie Schmidt, Günter Hähner, Jochen Dietrich, Andrea Freiberg, Bruno Obermann, Olaf n. Schwanke und Kai-Uwe Körner beteiligen. „Plan B“ heiße, erläuterte ASK-Vorsitzender Dr. Jochen Dietrich bei der Vorbesichtigung der Schau, die bis 7. Juni zu sehen ist, dass man einerseits dem Wunsch vieler heimischer Kunstfreunde nachkommen wolle, die noch einmal „ihre“ ASK sehen wollten, die Ausstellung, in der jedes Mitglied einen Einblick in den aktuellen Stand der Arbeit gewähre. Auf der anderen Seite aber wollte die Arbeitsgemeinschaft diese Erwartung auch „unterlaufen“ und unbekanntere Aspekte der Arbeit der einzelnen Mitglieder zeigen, experimentelle Kunstwege, die vielleicht nicht immer auf den ersten Blick dem Künstler zuzuordnen sind oder vielleicht erst irgendwann typisch sein werden. Und so fragt man sich vielfach, wie eingangs beschrieben: Wo sind denn die „bekannten“ Bilder der Künstler?
Das ist allerdings kein Qualitätsurteil, die Arbeiten sind einfach meistens nur anders als man vielleicht erwartet. Günter Hähner zeigt, ganz ohne „technische Untermalung“, gekonnte Aktzeichnungen. Ingo Schultze-Schnabl folgt seiner zeichnerischen Linie – dreigeteilt. Margret Judt zeigt den industriellen „Plan B“ der 60er/70er Jahre mit farblich bestechenden Momentaufnahmen aus der Stahlproduktion kurz vor der Stilllegung der Werke (hochaktuell!). Elisabeth Jeck macht einen Ausflug in die verträumte, phantastische Welt der Märchen. Kai-Uwe Körner hat seinen persönlichen „Plan B“ hervorgeholt und die Figur „Peter“ fertiggestellt, eine athletische, fast klassisch anmutende Plastik, die das Paradies verloren hat, aber mit Energie ihr eigenes festzuhalten sucht.
Manch ein Teilnehmer hat den „Plan B“, den zweiten, den „Ersatzplan“, aber auch inhaltlich verstanden, so wie Aki E. Benemann, die ihren persönlichen „Plan B“ dokumentiert: Ihre „neue Heimat“ in Leipzig mit fotografischen Ansichten von wunderschönen Hausfassaden (aus den Beständen der Neuen Heimat?) – und einem fragilen Modell der neuen Wohnung, des bereits „verlagerten“ Ateliers. Das leichte „Fachwerkmodell“ unterstreicht den Plancharakter ihres Umzugsvorhabens, aber auch die Erwartungen, die damit verbunden sind.
Auch Silke Krah hat das Thema inhaltlich interpretiert und zeigt Fundstücke, die sie in neue Kontexte stellt und mit neuem Sinn versieht. Treibholz, meist Wurzelwerk, aus Sieg und Lenne hat sie so bearbeitet, dass Waffen daraus „entstehen“, den echten nachempfunden, aber Holzwaffen, wie Kinder sie zum Spielen nutzen. Präsentiert werden sie in einer echten Waffenkiste, die sie im Wald gefunden hat. Ihre Installation ist ein fragender und witziger Alternativ-„Plan-B“ mit krummen Waffenläufen! – Überhaupt stellt man nach dem ersten Orientierungsblick fest, dass die Handschrift der einzelnen Künstler durchscheint, auch auf den unbekannteren Kunstpfaden!
Westfalenpost 14.05.2009
Westfälische Rundschau 14.05.2009