Zufälle und andere Befindlichkeiten
11. Januar – 6. Mai 2016
Out of Castle (Siegerlandmuseum, Oberes Schloß, Siegen):
Foyer des RWE Siegen
Zur Ausstellung
Die Collagen und Assemblagen von Michael G. Müller wecken Neugierde. Dafür sorgt allein schon der Titel seiner aktuellen Ausstellung „Zufälle und andere Befindlichkeiten“ im Foyer des RWE in Siegen. Dieser sagt nicht nur etwas über seine Arbeitsweise aus: das mehr oder weniger zufällige collagieren sehr unterschiedlicher Elemente zu Assemblagen und deren malerischer Überarbeitung. Der Titel soll auch als subtile Anspielung auf gesellschaftliche Befindlichkeiten und Aktualitäten verstanden werden: „Collage“ als Denkprinzip, als Ausdrucksform der Skepsis, des Hinterfragens menschlichen Tuns, denn in seiner Darstellungsform bleibt Müller nicht abstrakt. Ausgangspunkt und Inspiration jeder Arbeit ist das vorgefundene Fremdmaterial, das er überall im Alltag und an den unterschiedlichsten Orten entdeckt. Ganz aktuell sind seine aus alten Zeitschriften entdeckten Szenen verschiedener Sportarten. Es ist zunächst ein absichtsloses Vergnügen mit diesen Fundsachen – seinen „Befindlichkeiten“, die ihm gewissermaßen „zufallen“: ein Aufheben und Anhäufen von anregenden Materialfragmenten und für ihn nutzbar werdender Dinge.
Spielerisches Ausprobieren, ein Verwerfen und wieder Neuzusammensetzen bringt Müllers Schaffensprozess in Gang, der sich im Spannungsfeld zwischen Spontaneität und Planung entfaltet. Elemente werden miteinander kombiniert, übermalt, mit Textfragmenten, Buchstaben und Chiffren modelliert, bis sich eine Geschichte offenbart, die das Kunstwerk weiterspinnt. Arbeiten wie z.B. „Die Ausflüchte des Winters“, „Im Zenit der Ziffern“ oder die Serie „…gekommen, um Ihnen mitzuteilen…“ nehmen zu aktuellen gesellschaftlichen Vorgängen und Missständen Stellung: zerstörte Umwelt, ausufernder Kapitalismus, verzweifelte Flucht. Das Dargestellte erscheint zunächst irrational. Assoziationen entstehen und werden zeitgleich mit dem Titel der Arbeit abgeglichen. Eine offensichtliche Erklärung vermag der Bildtitel nicht zu leisten. Zweifel macht sich beim Betrachter breit. Dieses Wirkungsprinzip von Neugierde, Assoziation und Verunsicherung ist vom Künstler so kalkuliert. Collage, oder besser das Prinzip „Collage“, diente immer dazu, Wahrnehmungsbrüche zu erzeugen, den Betrachter zu verunsichern und ihn dazu zu bringen, sich mit den eigenen Wahrnehmungsgewohnheiten auseinander zu setzen. Gelerntes wird auseinander gerissen, gewohnte Ordnungen hinterfragt und zu neuen Wahrnehmungsmustern zusammengefügt. Im besten Falle spult der Betrachter dann sein eigenes „Kopfkino“ ab, das von der reflektierten Wirklichkeit erzählen lässt. Von einer Wirklichkeit, die eben vieldeutig ist: brutal, schrecklich, schön und geheimnisvoll…
Eröffnung am Donnerstag, 11. Februar um 19 Uhr im RWE-Foyer, Friedrichstr. 60 in Siegen. Die Ausstellung ist bis zum 13. Mai, montags bis freitags von 8 – 17 Uhr zu sehen. Nähere Informationen unter: www.artmill.de
Pressestimmen
Siegener Zeitung 11.02.2016
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.