+++Siegen+++Seoul+++Siegen
global exhibition project
29.8. – 19.09.2004
Sabine Autsch · Jung Jung-Yeob · Kim Eun-Ju · Kim Myung-Sook · Silke Krah · Lee Kyung-Shin · Helga Seekamp · Nham-hee Völkel-Song · Yoon Hee-Su · Yun Suk-Nam
Haus Oranienstraße, Siegen
PDF-Download: 2004-08_ASK_siegen_seoul_siegen
Aus dem Katalog zur Ausstellung:
Sabiene Autsch: Global Exhibition Project
Im Oktober2003 f and in der Munhwaiibo Gallery in Seoul eine Ausstellungseröffnung statt, an der 12 Künstlerinnen aus Deutschland und Korea beteiligt waren. D/e Schau, die mit»Twelve Seasons of Women « betitelt war und von Seiten des prominenten Kulturinstituts »IF« koordiniert sowie durch die Ewha-University in Seoul unterstützt wurde, hinterließ bei allen Beteiligten zunächst den Eindruck, in die Sphären einer mystischen Kulturvermittlung einzutauchen, bestenfalls mit»feministischer Kunst« aus Ost und West oder mit Formen und Strategien einer Ästhetik konfrontiert zu werden, denen das Etikett weiblich zugedacht ist.
Doch es kam anders. Grund dafür war derAusstellungsort bzw. derAusstellungsraum. in dem zwölf unterschiedliche künstlerische Positionen und mit ihnen unterschiedliche mentale und biographische Dispositionen in einen Dialog traten, wodurch ganz andere Aspekte von Kunst in den Mittelpunkt rückten, die zuvor kaum oder gar nicht relevant waren. Der sachlichneutrale Charakter sowie die uneingeschränkte Größe des Ausstellungsraums in der Munhwaiibo Gallery boten den präsentierten Arbeiten (Malerei, Zeichnung, Plastik, Fotografie und Installation) die Möglichkeit, sich in ihrer Individualität zu entfalten, gleichzeitig aber auch neue künstlerische Konstellationen auszubilden. Durch fehlende Abtrennungen, Säulen oder eingelassene Wände entfaltete ein erzählendes Netzwerk. Im Galerieraum traten die Arbeiten in neue und offene Beziehungen; es entwickelte sich ein performatives Konstruieren und Erzählen, das nicht linear, rational oder sequentiell, sondern eher unbewusst, simultan und emotional ablief. Der Ausstellungsraum transformierte von einem Schauraum in einen Erzählraum, der weder Anfang noch Ende besaß. Im August 2004 erfolgt der Gegenbesuch der koreanischen Künstlerinnen in Deutschland. Im Rahmen eines mehrwöchigen kulturellen Programms findet eine Ausstellung zum Thema »siegen – seoul – siegen – seoul« statt. Stand das Modell des »white cube« repräsentativ für den Ausstellungsraum in Seoul, so steht für Siegen ein Ausstellungsforum, das in einer ehemaligen Stadtvilla beherbergt ist. In ihrer Historizität und Räumlichkeit zwingt dieser Ausstellungsort daher auch stärker zu einer Auseinandersetzung mit den Kontexten des Hauses, mit der Geschichte und Topografie, den mentalen oder urbanen Strukturen usw.
Diese Auseinandersetzung setzt sich im Innenbereich des Hauses fort: Als ehemaliges repräsentatives Wohnhaus erinnern unterschiedliche Raumstrukturen und -typen – verlagert auf zwei Etagen – ferner Treppenaufgänge, Fensterbögen und Holzdielen an die ehemaligen Funktionen eines bewohnten Hauses. Sie rufen zudem eine eigeneAtmosphäre hervor, zu denen diejeweiligen künstlerischen Arbeiten eine Haltung entwickeln müssen. Das Bespielen dieser Räume folgt daher auch primär in relationaler Auseinandersetzung mit den räumlichen Gegebenheiten. Jeder Raum bildet somit einen eigenen Ausstellungsraum, in denen diejeweiligen Arbeiten im Kontext ihres räumlichen Gefüges agieren. Die »Ausstellungen in der Ausstellung«, hervorgerufen durch den räumlichen Charakter des Ausstellungsforums, entwickeln sich zu Bildräumen. Sie eröffnen dem Besucher nicht nur die Möglichkeit, von einem Raum zum anderen zu flanieren, darin zu verweilen, sich au f die ihm präsentierten unterschiedlichen künstlerischen Arbeiten einzulassen und diese auch wieder zu verlassen. In ihrer räumlichen Selbstbezogenheitund Intimität schließen Raum und Kunstwerk den Betrachter vielmehr als Teil einer bildräumlichen Erfahrung mit ein. So verlagert sich aus kuratorischer Sicht das „global exhibition project“ von einem internationalen oder vermeintlich geschlechtsspezifischen Ausstellungsprojekt zu einem Raumprojekt, für das die Auseinandersetzung mit dem Ausstellungsraum und seinen räumlichen Gegebenheiten ebenso wie die Reflexion der Möglichkeiten und Grenzen einer „Kartierung“ im künstlerischen Kontext kennzeichnend sind.
Abschließend soll an dieser Stelle ein Dank an diejenigen ausgesprochen werden, die dieses Projekt künstlerisch,materiell und ideel koordiniert, betreut und unterstützt haben: Die Künstlerinnen aus Korea und Deutschland,besonders Nham-Hee Völkel-Song (Bad Berleburg), Yun-Jean Sung (Kuratorin Munhwaiibo Gallery, Seoul), OkiPark (IF, Feminist Journal, Seoul), Zaehi Kim (Schriftstellerin und Verlegerin, Seoul), Prof. Dr. Ursula Blanchebarbe (Leiterin des Siegerlandmuseums, Museum für Kunst und Kulturgeschichte, Ausstellungsforum Oranienstraße,Siegen), Jörg Schorge (Leiter des Erndtebrücker Eisenwerks), Wolfgang Suttner (Kulturreferent des Kreises Siegen-Wittgenstein), Thomas Kleber (Mitarbeiter des Kultur!Büros des Kreises Siegen-Wittgenstein), Stadt Siegen,Gerhard Berchtold (Bistro LYZ, Siegen).
Pressestimmen
Westfälische Rundschau 20.08.2004
Siegener Zeitung 28.08.2004
Westfälische Rundschau 30.08.2004
inside Siegen August 2004
Siegener Zeitung 01.09.2004
Korea 04.09.2004